everything is better than doomscrolling

Ich bin ehrlich: “Bloggen” klingt 2025 richtig uncool. Es ist altmodisch und aus einer vergangenen Zeit. Lange hat mich das abgeschreckt, auf einer eigenen Seite wieder Geschichten zu erzählen, Inhalte zu veröffentlichen und Ideen zu teilen.

Warum ich es doch wieder mache? Weil ich Lust drauf habe.

Eigentlich könnte der Beitrag hier zu Ende sein. Ich erzähle aber gerne alles im Detail und mit reichlich Kontext drumherum. Und deshalb:

Short story long

Das erste Mal habe ich vor etwa 20 Jahren angefangen zu bloggen (holy!). Damals war das ein richtig großes Ding. Irgendwie hatte jeder einen Blog und es wurde Privates geteilt, was das Zeug hält. Irgendwann war das vorbei, so wie alles irgendwann vorbei ist. Es gab neue Plattformen, alles wurde kurzweiliger und schneller. Und schneller. Und immer schneller. Und das führt mich seit ein paar Monaten immer wieder zu dem Gedanken, wie schön es eigentlich war, als ich in meinem eigenen Tempo Themen geteilt habe, die mir wichtig sind.

Aber ich wäre nicht ich, wenn ich einfach ein Hosting-Paket kaufen und beginnen würde. Der Gedanke muss erstmal arbeiten. Es gibt viele Fragen. Ich habe immer viele Fragen.

Was mich lange abgehalten hat

  • Entscheidungen. Mein Endgegner schlechthin. Worüber will ich denn überhaupt berichten? Möchte ich überhaupt schreiben? Schreiben ist gar nicht mein Ding. Es dauert sehr lange, bis sich Texte ergeben, die annähernd das sagen, was ich meine. Ich schreibe seit einer Woche an diesem Artikel, habe ihn 5x neu begonnen und weiß ehrlich gesagt immer noch nicht, wo er genau hinführt.
  • Bloggen in 2025? Klingt super lame. Liest überhaupt noch jemand Blogs? Meine Such-Historie in Google und ChatGPT beinhaltet diese Frage ziemlich oft.
  • Apropos KI: Werden meine Inhalte überhaupt noch von Menschen gelesen? Oder bin ich einfach nur ein Stichpunkt in der KI generierten Zusammenfassung bei Suchergebnissen?
  • Auf diversen Plattformen gibt es bereits ein potenzielles Publikum. Aber wer genau soll eigentlich meinen Blog in diesem riesigen Internet finden? Für wen mache ich das? Mache ich das überhaupt für irgendwen, außer für mich selbst? Habe ich Erwartungen und werde ich die Lust verlieren, weil sie nicht erfüllt werden?

Aber damit nicht genug.

Konfrontationstherapie

Ich verwende KI nicht als Therapeutin. Aber manchmal verstehe ich mich selbst so schlecht, dass ich sie nach einer Erklärung frage. Zuletzt haben wir dabei herausgefunden, dass ich einen großen Konflikt in mir trage. Ich habe ein Bedürfnis nach Ausdruck und nach Schutz – und beide Bedürfnisse sind gleich stark. Wenn ich das eine erfülle, verletze ich das andere. Und das ist anstrengend.

  • Ich will teilen. Aber wenn jemand empfängt, fühlt es sich falsch an.
  • Ich will Nähe herstellen. Aber Nähe fühlt sich zu nah an.

Für neurotypische Menschen stellt Nähe und Emotionalität eine Verbindung zu anderen Menschen her. Für mich, die sich auf der diversen Seite des Spektrums befindet, ist es eher beängstigend und zu intensiv. Ich verstecke mich gerne und lebe in meinem kleinen Loch aus Glitzerperlen und Anonymität. Ich muss noch herausfinden, welches Level von “gesehen werden” ok für mich ist. Meine Artikel sind also eine kleine Art der Konfrontationstherapie. Also Konfrontation innerhalb meiner Komfortzone, versteht sich.

Was mich trotzdem überzeugt hat

  • Es ist mein Space. Ich bin nicht abhängig von einem verrückten Algorithmus, von den “besten Posting-Zeiten” oder von Trend-Themen.
  • Blogposts are forever. In viele Posts fließt viel Leidenschaft. Auf anderen Plattformen verpuffen sie innerhalb kürzester Zeit einfach wieder.
  • Dokumentieren ist genau mein Ding. Ich mag das einfach.
  • Die soziale Komponente von Social Media ist auf meiner Website nachrangig. Folgen, interagieren, kommentieren. Ständiger Austausch, um gesehen zu werden. Ich mag nichts davon und bin deshalb auch nicht besonders gut darin. Ich spiele dort in einem Spiel mit, für das ich nicht gemacht bin. Auf dem Blog habe ich als erstes die Kommentarfunktion deaktiviert und es fühlte sich ziemlich gut an.

Und was die Coolness angeht: Wer sagt denn überhaupt, dass man dieses Format in 2025 noch “Blog” nennen muss? Hier ist mein Space, mein Journal, mein Dokumentationszentrum, in dem ich Inhalte veröffentliche. Klingt ziemlich lässig, finde ich.